Bei CHT stimmt die Chemie
Unsichtbare chemische Erfindungen verleihen Produkten Superkräfte und machen sie gleichzeitig nachhaltiger. Gut riechende Cremes erhalten einen UV-Schutz, stylische Markenschuhe sind trotz ihrer festen Form atmungsaktiv und Windeln laufen nicht aus. Durchdachte Prozesse reduzieren den Verbrauch von Energie und Wasser bei der Produktion drastisch. Auch das Recycling wird dank cleverer Chemiker*innen immer effizienter. «Ohne technische Entwicklungen aus der Chemiebranche, keine Energiewende», fasst es Dr. Bernhard Hettich zusammen. Er ist Geschäftsführer der CHT-Gruppe. Einem Chemiekonzern aus Tübingen, der seit 70 Jahren nachhaltige Lösungen für Kunden entwickelt. «Als Chemieunternehmen gehören wir erstmal zu den Bösen», schmunzelt der Chemiker und dreifache Vater. Wohl wissend, dass die Chemiebranche nicht den besten Ruf hat. Schaut man aber hinter die Kulissen, wird schnell klar: hier läuft vieles anders. «Da heißt es dann oft, ihr seid ja wirklich nachhaltig! Und das stimmt.»
«Früher haben nur Förster über Nachhaltigkeit gesprochen. Aber unser Gründer Reinhold Beitlich hat schon immer so gedacht. Mittlerweile gehört das Unternehmen zwei Stiftungen. Eine davon ist gemeinnützig und fördert soziales Engagement, Wissenschaft und Forschung im Bereich Chemie, nachwachsender Rohstoffe, Umwelt und Naturschutz. Die zweite Stiftung ist unser Aufsichtsorgan. Zweieinhalbtausend Menschen arbeiten weltweit für CHT und ihre 26 Tochterunternehmen. «Trotz unserer Größe haben wir flache Hierarchien. Wir suchen auch nicht nur Laborant*innen und Chemiker*innen, sondern engagierte Mitarbeitende aus allen möglichen Disziplinen und Berufen. Außerdem möchten wir junge Menschen für unsere Jobs begeistern, denn wir erfinden wirklich spannende Problemlösungen.»
CHT hat schon immer nachhaltig gehandelt. «Wir haben von Anfang an versucht, das Richtige und Naheliegendste zu tun. Ganz automatisch. Wir haben das aber nicht als „Nachhaltig“ bezeichnet. Weil uns das gar nicht so klar war. 2015 gab es dann eine eher zufällige Kooperation mit Landwirten in der Nähe unseres Werks Oyten bei Bremen. Die haben ein Biogas-Kraftwerk gebaut. Für die Bauern war das ein großer Vorteil, dass sie jemanden hatten, der ihnen die Wärme abnimmt. Wir sind günstiger an Energie gekommen. Für alle Beteiligten eine Win-win-Situation. Und nebenbei auch noch die nachhaltigste Lösung.» Für dieses Projekt hat die CHT-Gruppe zum ersten Mal den Nachhaltigkeitspreis gewonnen. «Ab da haben wir begonnen, Nachhaltigkeit systematisch in unser Unternehmen zu integrieren.» Seither hat CHT zahlreiche weitere Awards und Zertifizierungen im Bereich Nachhaltigkeit bekommen.
Bei Nachhaltigkeit gehe es aber nicht nur um die ökologische und soziale Komponente, erklärt Dr. Hettich. «Wir müssen die ökonomischen Aspekte mitbetrachten. Es bringt uns nichts, in Schönheit zu sterben. Ohne unsere Produkte gibt es eben nicht nur keine Sneakers, sondern auch keine Windkraftanlagen und Elektromobilität. Verbote bringen uns nicht weiter. Wir wollen alle gut leben, unseren Lebensunterhalt finanzieren, unsere Kinder auf anständige Schulen schicken und auch mal in den Urlaub fahren. Das muss auch irgendwer bezahlen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Institutionen und Verbände vergessen, dass man dafür auch gut und nachhaltig wirtschaften muss. Nur wenn alle drei Zahnräder ineinandergreifen, ist ein Unternehmen wirklich nachhaltig und zukunftssicher aufgestellt. Bei Science Based Targets betrachtet man beispielsweise den kompletten Raum um eine Firma herum. Scope 1: Was tun und verbrauchen wir im Rahmen unseres Wertschöpfungsprozesses? Scope 2: Der Stromverbrauch des eigenen Unternehmens. Wo kommt die elektrische Energie her? Kernenergie, Kohle, Gas, Wasserkraft. Scope 3: Was ist mit den Aktivitäten auf der Lieferanten- und Kundenseite? So haben wir für unseren Nachhaltigkeitsbericht genau analysiert, welche Maßnahmen wir ergreifen müssen, um das 1,5 Grad Ziel bis 2045 zu erreichen.»
Jedes Unternehmen schreie beim Thema Sustainability hier und wolle zu den Guten gehören. Vieles sei natürlich eine Frage der Perspektive, so Dr. Hettich. «Nach außen gibt man sich nachhaltig, heizt die ganze Bude aber mit Erdgas und kauft sich zum Ausgleich irgendwelche CO2-Zertifikate. Das finde ich nicht so hundertprozentig. Wenn ein Unternehmen aber wirklich alle Anstrengungen unternimmt, beispielsweise den Gasverbrauch zu senken und/oder auf alternative Energiequellen umzustellen. Und dann als allerletztes noch versucht, die restlichen Emissionen, die die paar Firmenfahrzeuge verursachen, durch Waldzertifikate auszugleichen, Dann hat das eine ganz andere Qualität. Das ist ein ganz anderes Level.
In unserer Forschung beschäftigen wir uns damit, die nachhaltigsten Chemikalien als Rohstoffe auszuwählen, und die Herstellungsprozesse so zu optimieren, dass man möglichst wenig Energie und Rohstoffe braucht. Das ist unser Job.»
CHT wolle ein Arbeitgeber sein, bei dem die Lebenszeit aller Beschäftigten sinnvoll investiert ist. «Wir sind ein Chemieunternehmen mit dem Anspruch jedem Kunden die nachhaltigste chemische Lösung anzubieten. Smart chemistry with character eben. Man kann sagen, bei uns stimmt die Chemie – in vielerlei Hinsicht.»